Geschichte
Geschichte der Regiswindiskirche
Bis heute beherrscht die Regiswindiskirche das Stadtbild von Lauffen am Neckar. Aber nicht nur ihre Lage, sondern auch ihre Geschichte und nicht zuletzt eine einmalige Ansammlung von Sonnenuhren heben diese Kirche hervor.
Hoch über dem Neckar, auf einem Muschelkalkfelsen, steht die Regiswindiskirche wie eine Wehrkirche. Wahrscheinlich stand dort einst eine Martinskirche aus Holz. Diese Vermutung wird gestützt durch eine verbriefte Schenkung. Mitte des achten Jahrhunderts schenkte der Majordomus Karlmann, Onkel von Kaiser Karl dem Großen, die Martinskirche dem Stift Würzburg. Mehrfach wurde in der Folgezeit diese Schenkung bestätigt. 1227 gilt als Gründungsjahr der heutigen Kirche. Sie wurde vermutlich um das Grab der Regiswindis herum erbaut. Die frühgotsiche Kirche war eine Basilika mit zwei Seitenschiffen. Nach den Steinmetzzeichen zu urteilen - von denen einige nirgendwo sonst vorkommen - wurde der Ostteil der Kirche von Bauleuten aus Wimpfen errichtet. Die weitere Ausführung des Westteils stammt von einem Steinmetz, der als Zeichen einen Helm mit zwei fähnchenartigen Zieren verwendete. Nach West- und Ostteil entstanden die Nord- und Südwände. 1293 dürfte die Kirche fertig gewesen sein. Damals stiftete ein reicher Lauffener einen neuen Altar und schenkte der Kirche Einkommen für einen Priester. Es muß in der Folgezeit ziemlich ärmlich zugegangen sein in Lauffen, denn die „Pfründe", das Einkommen der Priester an der Kirche, reichten nicht oder kaum. In der Mitte des 14. Jahrhunderts wird die Kirche einmal als ziemlich heruntergekommen beschrieben. Besser wurde es vor der Reformation. Um 1500 muß eine grundlegende Erneuerung der Kirche vorgenommen worden sein. Die Kirche wurde heller und festlicher und zur Saalkirche umgewandelt. Für ein gotisches Gewölbeder Decke scheint allerdings das Geld nicht mehr gereicht zu haben. Heute ist das Mittelschiff durch eine einfache flache Decke bedeckt, die bei der Renovierung 1956/1957 eine Stuckdecke ersetzte. Erhalten sind mittelalterliche Fresken. Zum Teil stammen sie aus dem 13. Jahrhundert, teilweise wurden sie nach der Reformation angebracht. Im Mittelschenschiff sind die Apostel dargestellt. Ins Auge fallen die fünf Gemälde. Es sind Kopien von Altargemälden und stellen die Regiswindislegende dar. Lauffen gehört zu den württembergischen Städten mit der ältesten Orgeltradition. Bereits 1480 stand eine Orgel in der Regiswindiskirche, sie verbrannte allerdings 1564. Das heutige Instrument wurde 1969 erbaut und 1976 erweitert. Zu den Besonderheiten der Regiswindiskirche gehören die vielen Sonnenuhren. An der West- und Südwand befinden sich Uhren aus dem Jahr 1506, vier weitere befinden sich am Chor. An ihnen läßt sich die Entwicklung der Sonnenuhren studieren. Die älteste dürfte aus dem 15. Jahrhundert stammen. Die Stundenstriche sind parallel und damit astronomisch falsch gesetzt. Spätere Uhren zeigen bereits Punkte zwischen den Strichen, zur Angabe von halben Stunden.
Wer war Regiswindis?
Die Legende erzählt, daß Regiswindis die Tochter von Graf Ernst vom Nordgau bei Bamberg und seiner Frau Fridburga war. Fridburga war eine Tochter von Kaiser Ludwig dem Frommen und damit Enkelin von Karl dem Großen. 832 sei das Mädchen geboren. Als sie sieben Jahre alt war wurde sie von ihrer Amme erdrosselt und in den Neckar geworfen. Der Mord soll aus Rache geschehen sein, für eine Strafe, die der Vater des Mädchens gegen den Bruder der Amme ausgesprochen hatte. Drei Tage lang soll die Leiche des Mädchens unauffindbar gewesen sein, ehe sie auf dem Wasser treibend mit roten Wangen und kreuzweise über der Brust zusammengelegten Armen gefunden wurde. Auf dem Friedhof der Martinskirche, Vorgängerkirche der heutigen Regiswindiskirche, sei das Mädchen bestattet worden. In der Folgezeit wurde das Kind wie eine Heilige verehrt. Nie in das offizielle Heiligenverzeichnis der katholischen Kirche aufgenommen, wurde sie doch um 900 in einem Verzeichnis des Klosters Reichenau als Heilige genannt. 1227, so besagt eine Inschrift in der heutigen Kirche, wurde Regiswindis vom Bischof von Würzburg heilig gesprochen. Bis zur Reformationszeit stand in der Regiswindiskirche ein Silberschrein mit den Gebeinen der Namenspatronin. Es wird vermutet, dass der Schrein von Herzog Ulrich zu Geld gemacht wurde, um seine Kriegsschulden zu bezahlen. Die Gebeine wurden Mitte des 16. Jahrhunderts in einen Zinnsarg gebettet, der nach 1547 verschwand.
Steinmetzzeichen
An der Regiswindiskirche finden sich verschiedene Steinmetzzeichen:
Die Steinmetzzeichen an der Regiswindiskiche: die Zeichen a und e finden sich nur östlich vom Turm, b auch im Turm selbst; c ist an der ganzen Kirche zu finden auch f, g und h sind am ganzen Bauwerk verteilt. Die Zeichen stammen aus der Zeit um 1300.
Die Regiswindiskirche